Magisterarbeit aus dem Jahr 1995 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1, Universität Bremen, 95 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Es gibt wohl kaum ein deutlicheres Zeichen für die selbstgewisse Grundeinstellung der zeitgenössischenErforschung von Literatur und ihrer Geschichte, als die Tatsache, dass diese Geschichte zwar alsEpochen- und Gattungsgeschichte eingehend untersucht wurde, dass aber eine Erforschung der derLiteratur eigentümlichsten Bedingungen fehlt. Zu diesen Bedingungen zähle ich sowohl dieGegenstände des Gebrauchs, die für die literarische Produktion unablässig sind, als auch jenen mentalenRaum, der durch die von diesen Dingen evozierten Vorstellungen und Arten des Gebrauchs ersthergestellt wird. Die Forschungsergebnisse der Autoren, auf die ich mich im ersten Teil dieser Arbeitbeziehe, haben darauf aufmerksam gemacht, in die literaturwissenschaftliche Forschung bisher aberkaum Einlass gefunden. Den Simplicissimus im Spannungsfeld von Oralität und Literalität zuinterpretieren, verlangt also, den anfänglichen, nicht allzu zaghaften Versuch zu wagen1. einen Beitrag zur Bestimmung dieses Verhältnisses in deutschsprachigen Ländern des 17.Jahrhunderts zu leisten, indem wir der Literatur selbst Vorstellungen darüber abzugewinnen suchen, wiesich ein solcher Prozess konkret ausgewirkt hat;2. den Nachweis des Vorhandenseins dieser Thematik zu führen und der Grimmelshausen-Forschung -wie auch der Erforschung von Literatur überhaupt - neue Denkimpulse zu geben. [...] Meine Analyse wird nach der Methode der wechselseitigen Erhellung und der Amplifikationdurchgeführt, das heißt ich werde den Roman unter dem genannten Aspekt interpretieren und in einenzeitgeschichtlichen Zusammenhang stellen. Die Bewegung ist also eine trialektische.Unter Punkt II wird ein Überblick über die Theorien zur Erforschung von Oralität und Literalität gegeben, damit der Leser die Bandbreite der Problematik nachvollziehen und die Bedeutung der in derAnalyse gewonnenen Erkenntnisse verstehen kann.Im dritten Abschnitt werden ein Überblick über andere Werke des Autors, die Rezeptionsphasen desSimplicissimus, Biographisches und Zeitgeschichtliches den Hintergrund erhellen, vor dem ich dasWerk interpretieren will. Erst nachdem wir uns dergestalt gewappnet haben, wenden wir uns derInterpretation zu. In dieser werden die vorab theoretisch dargelegten Aspekte - soweit sie sich im Romanfinden lassen - dann mit den Schilderungen Grimmelshausens synthetisiert, d.h. ihr Vorkommen imWerk dargestellt und interpretiert. [...]