Studienarbeit aus dem Jahr 1995 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,5, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, 25 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Im US-Bundesstaat Ohio wurden dieser Tage Prügelstrafe und öffentliche Ächtung für Übeltäter wieder eingeführt. So verpaßte ein Ordnungshüter einem Bürger mit drei Hiebe mit demselben Holzscheit, mit dem dieser zuvor seinen Sohn mißhandelt hatte.Ganz gleich, ob man hier einen Rückfall in längst überwunden geglaubte Denkmuster sieht oder das Prinzip der adäquaten Vergeltung für eine solide Basis des Strafrechts hält, deutlich wird in jedem Fall, daß die Frage nach Schuld und nach dem Ausgleich von Schuld sich zu jeder Zeit als virulent erweist.Wird dies Problem ernst genommen, führt es schnell zu weiteren: Sind Menschen wirklich schuldfähig? Welche Ziele soll Strafe verfolgen? Betrifft die Strafe nur den Täter oder soll sie auch den Schaden am Opfer selbst begleichen? Gibt es vielleicht sogar ein übergeordnetes Prinzip der Gerechtigkeit, das durch Untaten verletzt wird und Strafe als Ausgleich braucht?Diese vielleicht etwas weit ausgezogenen Fragestellungen führen zu einem tragenden Motiv in Wolframs von Eschenbach Willehalm, zum Motiv der Rache.Vorliegende Arbeit will Rache als Verpflichtung und als Problem in den Blick nehmen. Der Ort dieses Motivs im Werk soll erläutert werden.Dafür wird es nötig sein, diesen Einzelaspekt in einen weiteren Bezugsrahmen einzufügen. In einem ersten rechtsphilosophischen und rechtsgeschichtlichen Aufriß soll neben dem historischen Hintergrund auch eine begriffliche Arbeitsbasis für das dann Folgende geschaffen werden.Als Motiv wird rache zunächst für sich und dann im Verbund mit anderen Motiven zu betrachten sein. Auf dieser Grundlage soll weiter versucht werden, auf eine andere Ebene des Erzählens einzugehen. Hier soll erarbeitet werden, wie sich die dargestellten Charaktere und der Erzähler selbst in das bisher gewonnene Bild einfügen.Schließlich wird noch zu überlegen sein, welche Konsequenzen sich aus der Darstellung dieses einen Motivs für die Deutung des Willehalm ergeben.2Nachweise ohne nähere Angabe beziehen sich grundsätzlich auf den Willehalm.Allgemein gilt bei Wolfram- und Bibelzitaten, daß die jeweils kleinere Zitiereinheit von der größeren durch Kleindruck abgehoben wird.