Lehrkräfte und Eltern berichten immer wieder über Jugendliche, die sich nicht konzentrieren können und wollen. Sie registrieren alle Ablenkungen in ihrer Umgebung und fokussieren ihre Aufmerksamkeit nicht auf die ihnen gestellten Aufgaben. Sie sind oft zusätzlich so unruhig, dass sie soziale Regeln nicht einhalten, zeigen aggressives Verhalten, sind leicht frustriert und erbringen kaum erforderliche Leistungen. Es erscheint nahezu unmöglich, sie zu motivieren, weil sie offensichtlich zu nichts Lust haben. Ihre Null-Bock-Haltung macht sie fast unerreichbar. Konzentrationsstörungen treten in der Regel beim Erbringen von Schulleistungen auf. Die Jugendlichen selbst klagen in Regel gar nicht über Aufmerksamkeitsprobleme. Vielmehr sind es Eltern und Lehrkräfte, die solche Defizite bei Hausaufgaben, im Unterricht und im Alltag beobachten. Mögliche Ursachen für Konzentrationsstörungen können beim Jugendlichen selbst vor allem kognitive Faktoren sein - das heißt, Jugendliche, die im Unterricht überfordert und vielleicht nicht so begabt sind, zeigen häufig Konzentrationsstörungen, um vielleicht auch den an sie gestellten Anforderungen zu entgehen. Aber auch die Lebensweise, ihre Perspektivlosigkeit und der Einfluss Gleichaltriger bei häufig geringer sozialer Kompetenz spielen hier eine große Rolle. Ungünstige Unterrichts- und ungeschickte Umgangsformen, langweilige Unterrichtsstunden verstärken das Desinteresse vieler Jugendlicher. Dabei zeigen sich sowohl in der Schule als auch zuhause zwei Erscheinungsbilder: flüchtig arbeitende und trödelnde Schüler.Das Marburger Konzentrationstraining für Jugendliche eignet sich für beide Gruppen. Dabei wird von vornherein Wert darauf gelegt, dass es sich um ein Training (in Anlehnung an den Sport) und nicht um eine Therapie handelt. Das Training ist eine Kurzintervention und dauert nur wenige Stunden. Jugendliche sollen erst gar nicht das Gefühl haben, in irgendeiner Form krank zu sein und von daher eine - wie auch immer geartete - Therapie zu benötigen.Jede Trainingsstunde hat in der Regel zwei bis vier Arbeitsphasen. Die Trainingsmaterialien orientieren sich am Geschmack von Jugendlichen und sollen bei ihnen Motivation auslösen. Dabei stellt die Arbeitsbereitschaft von Jugendlichen das größte Problem bei der Gestaltung eines solchen Trainings dar. Auch hier enthält die Trainingsmappe gezielte Vorschläge und methodische Hinweise aus der Praxis, die eine Durchführung erleichtern. Der Trainingsvorschlag orientiert sich an der Methode der verbalen Selbstinstruktion. Sie ist wissenschaftlich vielfach überprüft und eignet sich auch für Jugendliche mit Aufmerksamkeitsproblemen. Die Selbstinstruktionen während einer Aufgabenlösung beinhalten zusätzliche Anweisungen zur Aufgabenanalyse, Materialanalyse, Zielanalyse, Aufforderung zum Zeitlassen, Formulierung von Teilzielen, Konfliktanalyse, Bewältigung von Frustration und Misserfolg, Bewertung von Ergebnissen und Selbstbekräftigung in einem Rahmen, wie Jugendliche es zulassen. Das Training arbeitet mit einem speziellen Belohnungssystem, das selbst Jugendliche motiviert und ihre Mitarbeit zulässt.ADHS