Beide wurden sie von ihm zum Erzbischof einer großen Diözese ernannt, beide wurden sie von ihm zu Kardinälen gemacht, beide haben ihn gut gekannt, beide wurden sie seine Nachfolger als Papst. Joseph Ratzinger / Benedikt XVI. und Jorge Mario Bergoglio / Franziskus sind mit Johannes Paul II. in einzigartiger Weise verbunden. Vor allem der damalige Kardinal Ratzinger hat ihn als Präfekt der römischen Glaubenskongregation über Jahrzehnte aus nächster Nähe erlebt. Beide haben überraschend schnell den Ruf aufgenommen, Johannes Paul II. heiligzusprechen. Damit erklären sie einen Menschen zum Vorbild, den die meisten Zeitgenossen noch selbst erlebt haben - eine starke Aussage! Sie zeigt: Heiligkeit ist keine Sache der Vergangenheit. Sie ereignet sich im jeweiligen Heute oder gar nicht. Heiligkeit ist nicht blutleer, sondern mutig und bereit, Position zu beziehen und Spannungen auszuhalten. Und sie zeigt, dass Heiligkeit nicht Perfektheit bedeutet, sondern Leben im Vertrauen auf Gottes größere Kraft. Dieses handliche, aber kostbare Buch versammelt die zentralen Texte der Päpste Benedikt und Franziskus über ihren Vorgänger: die Ansprache Kardinal Ratzingers bei der Beerdigung, seine Predigt bei der Seligsprechung und sein persönliches Zeugnis aus dem von Wlodzimierz Redzioch herausgegebenen Band Johannes Paul II. - Begegnungen mit einem Heiligen. Freunde und Weggefährten erzählen. Zudem birgt es die Ansprache von Papst Franziskus bei der Heiligsprechung am 27. April 2014. Johannes Paul II. hat nicht nach Beifall gefragt und nicht ängstlich umgeschaut, wie seine Entscheidungen wohl aufgenommen würden. Er hat aus seinem Glauben und aus seiner Einsicht heraus gehandelt und war bereit, auch Schläge auf sich zu nehmen. Der Mut der Wahrheit ist in meinen Augen ein erstrangiges Kriterium der Heiligkeit. Nur von seiner Gottesbeziehung her kann man auch seinen rastlosen pastoralen Einsatz verstehen. Er hat sich mit einer Radikalität hingegeben, die nicht anders erklärt werden kann. Sein Einsatz war rastlos - nicht nur auf den großen Reisen, deren Programme von Anfang bis Ende dicht gefüllt waren, sondern auch Tag um Tag, von der Morgenmesse beginnend bis in die späten Stunden hinein. Bei seinem ersten Besuch in Deutschland (1980) habe ich erstmals diesen ungeheuren Einsatz ganz konkret erlebt. So hatte ich für seinen Aufenthalt in München entschieden, dass er eine längere Mittagspause haben müsse. In dieser Pause hat er mich in sein Zimmer hinaufgerufen. Ich fand ihn beim Beten des Stundengebets und sagte zu ihm: Heiliger Vater, Sie sollten doch ruhen. Er darauf: Das kann ich dann im Himmel tun. Nur wer zuinnerst erfüllt ist von der Dringlichkeit seiner Sendung, kann so handeln. Papst em. Benedikt XVI.