N¿amercaá - Geschichten aus der gnadenlosen Stadt - Mosaikartige Erzählungen zeichnen das erschütternde Bild einer grässlichen, schwarzmagischen Verschwörung, die die gigantische Inselstadt N¿amercaá in ihren Grundfesten erzittern lassen wird.Band 3 - Im StreitkreisOb das Rigon war? Der blonde Jüngling neben der Lady? Drahtig, groß, mit langen Armen, fast schon zu dünn für einen Duellisten, aber dennoch - er könnte es sein. Die Kunde von seinem Talent hatte schnell die Runde gemacht und es spannen sich bereits beinahe so viele Legenden um den Emporkömmling, wie um den Inselkönig selbst. Angeblich hatten die Schwertmeister des Hauses Salzkraken das tödliche Potential des Jungen schon in seiner Kindheit erkannt, und fortan alles daran gesetzt, es zu fördern. Das war kein Wunder; die kleineren Häuser hatten keine andere Möglichkeit, ihre Interessen zu vertreten oder aufzusteigen. Für sie gab es nur die Streithalle. Sie hatten einfach nicht genug Truppen um in den allgegenwärtigen Straßenkämpfen zwischen den Häusern Siege davon zu tragen.Natürlich gab es diese Kämpfe offiziell nicht, aber - das wusste Erjik, und das wusste jeder, der auf N¿amercaá lebte - es verging kaum eine Nacht, ohne dass irgendwo auf den Straßen der riesigen Inselstadt Blut vergossen wurde.(...)Rigon öffnete seine Augen wieder und blickte dem massigen, dunkelbärtigen Mann, der mit einer schweren Zweihandaxt in der Hand vom gegenüberliegenden Rand des Streitkreises aus entschlossen auf ihn zu stapfte, gelassen entgegen. Mit einer schnellen, eleganten Drehung wich er dem ersten Hieb des Mannes aus, ohne seinen Schwertarm auch nur um eine Winzigkeit zu heben. Er sah die Bewegungslinien vor sich, wusste genau, wo das scharfgeschliffene Axtblatt im nächsten Moment sein würde, auf welchem Bein seines Gegners dessen Gewicht gerade lastete, konnte den Punkt vorhersagen, an dem der Schwung von den eigenen, doppelhändigen Schlägen ihn nahe daran brachte, das Gleichgewicht zu verlieren. Er duckte sich unter einem seitlich geführten Angriff weg, tänzelte außer Reichweite und verhöhnte seinen Gegner mit einer albernen Abfolge von Grimassen.Im Publikum brandete Gelächter auf, das sofort wieder verstummte, als Murak seine Angriffe zornig fortsetze. Rigon hätte den Mann sofort töten können. Ein schneller Stich ins Herz oder in den Hals, und es wäre vorbei. Aber so wurde man keine Legende. So wurde man nicht unsterblich in den Herzen der Menschen. Wer so stritt, dem wurden keine Statuen errichtet. Wer so stritt, der wurde nicht mit Gold und Huren beschenkt. Sein ganzes, junges Leben lang hatte er trainiert und trainiert und sich geschunden, um es hierher zu schaffen. Da würde er jetzt keinen Fehler machen.Sie wollten Blut sehen und Schreie hören, und er war hier, um ihnen zu geben, was sie wollten und sie würden ihn im Gegenzug in ihrem Beifall baden lassen.