Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1-, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Veranstaltung: Artus- und Gralswelt im deutschen Roman um 1200, 13 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Welt um König Artus und seine Ritter der Tafelrunde erlebte im deutschsprachigen Raum um 1200 in der höfischen Artusdichtung, die durch Chrétien de Troyes in Frankreich begründet wurde, ihren literarischen Höhepunkt. Neben Hartmann von Aue hat auch Wolfram von Eschenbach sich im Parzival des Artusstoffes angenommen, wobei er den Artushof jedoch nicht als einziges Gesellschaftsmodell in seine Erzählung integriert hat. Mit der Welt des Grals und seiner Ritter, den Templeisen, kam vielmehr eine neue Sphäre hinzu, die bereits in Grundzügen im Percevalroman von Chrétien angelegt worden war. Wolfram gestaltete diese jedoch weiter aus und entwickelte auf diese Weise einen zweiten konkreten Gesellschaftsentwurf neben dem Artushof. Während die Gralsgesellschaft von der Forschung jedoch lange Zeit als Gesellschaftsutopie verklärt wurde, fanden König Artus und sein Hof kaum Beachtung oder es wurde ihnen eine grundsätzlich negative Bewertung zuteil. So wurde die Gralswelt als ein völlig anderes und übergeordnetes Gesellschaftsmodell wahrgenommen, wohingegen die Artuswelt als defizitär und existenzunwürdig abgeurteilt wurde. Doch wollte Wolfram mit der Artusgesellschaft tatsächlich Kritik an einem lange Zeit als Ideal verstandenen weltlichen Rittertum üben?Die folgende Ausarbeitung wird sich deshalb schwerpunktmäßig mit der Darstellung von König Artus und der arturischen Gesellschaft im literarischen Weltentwurf des Parzival befassen. Zunächst soll jedoch ein kurzer Einblick in die Tradition des Artusstoffes gegeben werden, um festzustellen, auf welche Weise sich die Figur des Königs im Laufe der Zeit entwickelt hat.Der darauf folgende Abschnitt wird sich schließlich der Gestaltung der Artuswelt im Parzival widmen. Dabei sollen die Strukturen des Artuskönigtums und der arturischen Herrschaftsausübung aufgezeigt werden sowie die Bedeutung der Tafelrunde für die Gemeinschaft am Artushof. Ein weiteres Unterkapitel wird sich mit der Zeichnung der Figur des König Artus befassen.Schließlich sollen unter dem Gesichtspunkt der arturischen Lebensführung zwei für die Artusgesellschaft konstitutive Aspekte untersucht werden, nämlich die der Ritterschaft und die des Minnekults, wobei Letzterer auch die Betrachtung der Frau am Artushof mit einschließt. Der letzte Abschnitt wird sich mit der Frage auseinander setzen, ob Wolfram durch seine Gestaltung der Artushofes tatsächlich Kritik an diesem Gesellschaftsmodell ausüben wollte.