Magisterarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Geschichte - Allgemeines, Note: sehr gut, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover (Historisches Seminar), Sprache: Deutsch, Abstract: 13 Jahre nach der Beendigung des Kalten Krieges wird nach wie vor von einem Sieg des Kapitalismus über den Sozialismus gesprochen. Eine wirkliche Alternative zu dem aus diesem Wettstreit der Systeme als siegreich hervorgegangenen westlichen Demokratiemodell wird heutzutage in der Öffentlichkeit weder diskutiert noch herbeigesehnt. Was ist mit den sogenannten Dritten Wegen passiert, die einst als Möglichkeiten zwischen den beiden erwähnten Systemen in Betracht gezogen wurden? Konzepte mit der Bezeichnung eines Dritten Weges hatten nach Aussage ihrer Initiatoren zum Ziel, die Wirtschaft und Gesellschaft innerhalb des real existierenden Sozialismus beziehungsweise des Kapitalismus zu reformieren. Es sollte ein bisher nie da gewesener Sozialismus entstehen, der einerseits die wirtschaftliche Dynamik und die bürgerlichen Freiheiten des kapitalistischen Systems beinhalten und auf der anderen Seite für die soziale Gerechtigkeit und Gleichheit sorgen sollte, die der Sozialismus verspricht. Obwohl die Reformer um Dubcek mit dem Prager Frühling, die italienischen Kommunisten um Berlinguer mit ihrem Historischen Kompromiss und Gorbatschow mit seiner Perestroika gescheitert sind, stellt sich doch die Frage, ob es wirklich zu einer Niederlage des Sozialismus hätte kommen müssen, wenn es gelungen wäre, diese Dritten Wege zu verwirklichen und warum diese Dritten Wege zwischen Sozialismus und Kapitalismus nur ansatzweise beschritten wurden. Diejenigen, die aufgrund des Scheiterns des Staatssozialismus die Ideen zur Reform des sozialistischen Systems nicht scharf vom real existierenden Sozialismus trennen, verwerfen von vornherein die Möglichkeit einer humanen Alternative zur momentanen Ellenbogengesellschaft. Sie sehen ebenso wie die Vertreter der orthodoxen marxistisch-leninistischen Linie den Sozialismus als unveränderbares System an. Die übergeordnete Fragestellung dieser Arbeit beschäftigt sich damit, ob es sich bei den drei sozialistischen Reformbewegungen wirklich um solche mit einer neuartigen sozialistischen und nicht vielmehr einer sozialdemokratischen oder einer orthodox-kommunistischen Zielsetzung handelte und ob man sie in diesem Sinne überhaupt als Dritte Wege zu einem Demokratischen Sozialismus bezeichnen kann und falls ja, welches der drei Beispiele die besten Voraussetzungen hatte, um in der Praxis bestehen zu können.