Magisterarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Politik - Internationale Politik - Region: Sonstige Staaten, Note: 1.0, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Gorbatschow-Perestroika, ein Prozess, der grundlegende Reformen zum Umbau und Modernisierung des Sowjetreichs in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft ab dem Jahr 1987 vorsah, und eine Demokratisierung des Staates einleiten sollte, endete im August 1991 in der Auflösung der Sowjetunion. Im Zuge der Perestroika und insbesondere nach Auflösung der Sowjetunion, öffnete sich der Eiserne Vorhang und es kam zu einer der größten Migrationswellen, die die Sowjetunion und später ihre Nachfolgeorganisation - die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten - jemals erlebt hat. Durch die Tore der neu entstandenen Nationalstaaten strömten ab 1989/90 hunderttausende sowjetische Juden verschiedener Hautfarben und Nationalitäten mit einer zerstörten oder nur teilweise vorhandenen jüdischen Identität per Flugzeug oder Schiff direkt hinein in die Vororte und Innenstädte von Tel Aviv, Jerusalem und Haifa. Sie verband eine Gemeinsamkeit: sie stammten aus dem untergegangenen Sowjetreich und sie sprachen eine gemeinsame Sprache - russisch. Deshalb nannte man sie in Israel, den stark vereinfachenden Terminus gebrauchend, einfach Russen. Alle diese vormals sowjetischen Juden wurden im Moment ihrer Ankunft zu israelischen Bürgern. Bis 1998 kamen 600 000 der Immigranten aus Russland und der Ukraine und weitere 200 000 aus Zentralasien. Die sowjetischen Juden bildeten 2007 mit 985 400 Menschen bereits 20% der jüdischen und 14% der Gesamtbevölkerung Israels. Die Mehrheit der Einwanderer lebte vor ihrer Übersiedlung nach Israel in kulturellen Ballungszentren der Sowjetunion wie St. Petersburg, Riga, Kiew oder Moskau und sie verfügten über einen hohen Bildungsgrad - 60% von ihnen besaßen einen Hochschulabschluss. Der israelische Arbeitsmarkt wurde daraufhin förmlich von zehntausenden Ingenieuren, Ärzten und Wissenschaftlern überschwemmt. Die sowjetischen Juden veränderten Israel im Laufe der Zeit so grundlegend und nachhaltig wie keine andere Immigrantengruppe vor ihnen zuvor. Die Autoren eines ZEIT-Artikels über die russischen Einwanderer aus dem Jahr 1999, sprachen sogar davon, dass auch Israel an der Reihe war, seine eigene Russische Revolution zu erleben. Die Masse mache sich stark, doch prägend wirke sie durch ihre Haltung, formulierten die Autoren. Sie blicken auf die Israelis herab und streben mit Ehrgeiz und Beharrlichkeit nach oben. Sie prägen fast alle Bereiche der Gesellschaft: die Kultur, die Armee, die Politik und vor allem die Wirtschaft. [...]