Welche Bedeutung hat die Gleichheit in den USA für Tocquevilles Demokratietheorie?

Bahnbrechend (Schmidt 2010: 114), unerschöpflich (Craiutu/Jennings 2004: 391), messerscharf analysiert (Vorländer 2006: 433), das sind die Kategorien, in denen über Tocquevilles Doppelband Über die Demokratie in Amerika geurteilt wird. Kritik an Tocqueville ist rar, sie entzündet sich aber an seinem Postulat der allgemeinen Gleichheit der Bedingungen, welche er in den Vereinigten Staaten von Amerika vorgefunden haben will. Ein viel zitierter Kritiker ist Rogers M. Smith (1993), der diesen Punkt angreift und unter Verweis auf dauerhafte Ungleichheiten eine alternative Deutungsmöglichkeit der US-amerikanischen Geschichte anbietet. In die gleiche Kerbe schlägt Samuel P. Huntington (1981) mit dem Vorwurf, Tocqueville vermische in seinem Werk die normativen Wertvorstellungen der Gesellschaft mit den tatsächlich bestehenden Institutionen.Inwieweit ist diese Kritik geeignet, das strahlende Bild zu trüben, das die Mehrzahl der Autoren von Tocquevilles Werk zeichnet? Welche Rolle spielt das Gleichheitspostulat für Tocquevilles Argumentation? Dieser Frage soll hier nachgegangen werden.