Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Sozialwissenschaften allgemein, Note: 1,0, Universität Siegen, Veranstaltung: Sozialwissenschaftliche Theorien, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Verfügen eines jeden Menschen über umfassende Rechte zur Sicherung der existenziellen und persönlichen Bedürfnisse steht heute, speziell in den sogenannten westlichen Gesellschaften, kaum noch zur Debatte. So sind etwa Freiheiten im Bezug auf Meinungsbildung bzw. -äußerung, Berufswahl, Vereinigung und Entfaltung der Persönlichkeit in Deutschland zu Grundrechten geworden, deren Gültigkeit gemeinhin nicht hinterfragt wird. Es scheint dabei als Konsens zu gelten, dass es jedermann erlaubt sein sollte, die Verwirklichung der eigenen Wünsche anzustreben, sofern sie nicht darauf zielen, anderen Menschen Leid zuzufügen. Doch auch legitime Interessen können in Gegensatz zueinander stehen und zu Auseinandersetzungen führen. So ist zum Beispiel das Tabakrauchen in öffentlichen Gaststätten Gegenstand kontroverser Diskussionen. Während Raucher hierin ein Ausüben ihrer allgemeinen Handlungsfreiheit sehen, befürchten viele Nichtraucher durch das Passivrauchen, etwa in Restaurants und Kneipen, eine Gefährdung ihrer Gesundheit, der sie nur durch Fernbleiben jener Orte entgehen können. Dies wird zuweilen als Beschränkung der Freiheit angesehen, ebenso wie Raucher öffentliche Gaststätten besuchen zu können, ohne damit ein ungewolltes Gesundheitsrisiko einzugehen. Die Vertretung beider Positionen scheint zunächst berechtigt. Wie ist nun ein solcher Konflikt zu lösen? Ist einem der Freiheitsrechte der Vorrang einzuräumen, und falls ja, aus welchem Grund? Der Beantwortung dieser Fragen soll in der vorliegenden Hausarbeit nachgegangen werden. Hierbei geht es weniger um eine Darstellung der Rechtsprechung, sondern vielmehr um eine Argumentation aus der Perspektive der politischen Theorie. Grundlage für die Untersuchung ist die im Jahr 1859 veröffentlichte Schrift Über die Freiheit des englischen Philosophen und Ökonomen John Stuart Mill, der heute als einer der herausragendsten Denker des Liberalismus gilt . Mill erläutert hier die enorme Bedeutung von individueller Freiheit und Entfaltung als Quelle persönlichen Glücks und gesamtgesellschaftlichen Fortschritts , und setzt sich ebenso im Hinblick auf die sozialen Verpflichtungen des Einzelnen mit den möglichen und notwendigen Einschränkungen jener Freiheit auseinander. Einige der von ihm geforderten gesellschaftlichen Veränderungen, zum Beispiel die Gleichberechtigung von Männern und Frauen , gelten im England des 19. Jahrhunderts als ungewöhnlich, finden sich heute jedoch weitgehend verwirklicht. (...)