Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universität Karlsruhe (TH) (Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Hauptseminar Lyrik der Klassik, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Liebe: Ein anscheinend unerschöpfliches Thema. Seit jeher beschäftigen sich Menschen mit diesem facettenreichen Gefühl. Philosophen, Künstler, Musiker und Autoren aller Epochen widmeten ihre Aufmerksamkeit und ihr Schaffen den zwischenmenschlichen Wahlverwandtschaften. Insbesondere Vertreter der Liebeslyrik schöpften generationen- und kulturübergreifend aus dieser unendlichen Stoffquelle. Dichter ermüdet es bis heute nicht, das Ewiggleiche und schon etliche Male zuvor Formulierte in immer wieder andere Wortgewänder zu verpacken. Reale Erfahrungen, zu lieben und/oder geliebt zu werden oder auch nur das Gefühl, sich nach beidem zu sehnen, stifteten und stiften nicht selten den Antrieb für künstlerische Produktivität. Somit schafft die (körperliche) Liebe nicht nur Leben, sondern das Gefühl kann auch, an- oder abwesend (Sehnsucht), eine Befruchtung der Kunst bewirken. Aufgrund dieser ewig-möglichen Wechselwirkung zwischen Liebe im Leben und Kunst, ist die Stoff- und Inspirationsquelle als unendlich einzustufen. Ich werde zwei (wahrlich gelungene) Kunstprodukte, in denen Goethe - wie so oft - die Liebe als Gegenstand wählte, analysieren, interpretieren und hinsichtlich einiger Punkte vergleichen: Das Gedicht Nähe des Geliebten (1795) und das später im West-Östlichen Divan (1819) veröffentlichte Gedicht Wiederfinden aus dem Buch Suleika. Dabei halte ich mich (weitestgehend) an die überlieferten Texte, mögliche biographische Bezüge spreche ich beim zweiten Gedicht, aus gegebenem Anlass, lediglich kurz an. Anhand des Gedichtvergleichs wird deutlich, dass Goethe seine Liebeslyrik in der Zwischenzeit der beiden Veröffentlichungen auf eine höhere Stufe brachte. Der Gegenstand des ersten Gedichts, die Liebe in Gestalt der bitter-süßen Sehnsucht, ist noch fest im Irdischen verankert. Im später veröffentlichten Gedicht erweitert der Mittsechziger seinen Blick auf die Liebesthematik um eine kosmische Dimension. Er lässt sein lyrisches Ich die Liebe zum Weltprinzip erklären. Was wäre die Welt ohne die Liebe? Mit einer kosmogonischen Begründung deutet er im Gedicht Wiederfinden die Antwort auf diese rhetorische Frage an, die er einst in den Römischen Elegien überschwänglich aufwarf.