Inhaltsangabe:Einleitung: In jüngster Zeit ist das Interesse an Korea nicht nur wegen der Währungs- und Finanzkrise Ende 1997 und Anfang 1998 sondern auch wegen der wachsenden Konkurrenz durch die koreanischen Mischkonzerne auf den Weltmärkten gestiegen. Desweiteren gewinnt Korea durch seine Stellung als elftgrößte Volkswirtschaft der Welt, die von den deutschen Unternehmen weitgehend im Gegensatz zu den Japanern und Amerikanern unberücksichtigt wurde, als potentiell attraktiver Markt an strategischer Bedeutung. Der pro Kopf BIP-Anstieg von $ 2.500 auf über $ 10.000 zwischen den Jahren 1970 und 1995 und der Beitritt in die OECD Ende 1996 belegen eindrucksvoll Koreas Wirtschaftsaufschwung. Dieses sogenannte ¿miracle of the Han River¿ hat in der wissenschaftlichen Literatur unter makroökonomischen und wirtschaftspolitischen Gesichtspunkten ein starkes Interesse gefunden. Ein besonderes Merkmal der koreanischen Wirtschaft sind die koreanischen Konglomerate, die sog. Chaebols. Bezüglich der Analyse der Strategien der Chaebols besteht weiterhin ein großer Erklärungsbedarf, obwohl der Umsatz der Top 5 bzw. Top 30 Mischkonzerne 54,1 % bzw. 80 % des koreanischen BIPs entspricht. Unter dem Begriff des Chaebols, das wörtlich übersetzt ¿Vermögens-Clique¿ heißt, wird in dieser Arbeit eine sich im Familienbesitz befindende stark diversifizierte Unternehmung verstanden. Der Fokus der Betrachtung liegt auf den gemessen am Umsatz oder an der Bilanzsumme 30 oder 50 größten Chaebols. Zu den bekanntesten Chaebols zählen Hyundai, Samsung, LG, Daewoo und Sunkyung. Das de facto von ¿ships bis chips¿ umfassende Produkt- und Dienstleistungsangebot der Top 5 Chaebols ist in dieser Breite weltweit einmalig. Ein Angestellter von Hyundai wohnt im Hyundai Hochhaus, schickt seine Kinder auf Hyundai Schulen oder Kindergärten, erledigt sämtliche Finanztransaktionen über die Hyundai Bank, geht im Hyundai Kaufhaus seinen Hyundai PC kaufen und fährt selbstverständlich mit seinem Hyundai Grandeur zu einem Spiel der Hyundai Basketball- oder Fußballmannschaft. Diese Entwicklung der Chaebols zu einer in unverbundene Geschäftsfelder stark diversifizierten Unternehmung steht im krassen Gegensatz zu der in den USA seit den 80er Jahren zu beobachtenden Dekonglomeration. Die Zerschlagung der Mischkonzerne in kleinere Einheiten wird in der Strategieliteratur v.a. durch den ¿Resource-based View¿ (RBV), der eine Unternehmung als ein Bündel unternehmensintern akkumulierter Ressourcen [...]