Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Lehrstuhl für mittelalterliche Geschichte II), Veranstaltung: Kulturen des Krieges im Mittelalter, Sprache: Deutsch, Abstract: Ich, Jörg von Ehingen, Ritter, bin in meiner Jugend geschickt worden alß ain knab an hof gen Yßbruck. Mit diesen Worten beginnt der schwäbische Ritter Georg von Ehingen seine autobiographischen Aufzeichnungen 'Reisen nach der Ritterschaft'. Mit diesem Werk steht Georg von Ehingen am Anfang einer vermehrten literarischen Auseinandersetzung von Adligen mit ihrer eigenen Geschichte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Es ist die erste ritterlicheAutobiographie des ausgehenden Mittelalters und der frühen Neuzeit. Den Kern seines Selbstzeugnisses sind seine Reisen mit dem Ziel [s]ich in ritterlichen handlungen zuo gebruchen und alle ritterspil zuo lernen. Er berichtet von seiner Reise zur Erlangung wahrer Ritterlichkeit. Seine Reise steht in der Tradition der Pilgerfahrt und des Heidenkampfes, ergänzt durch den Besuch derhöfischen Zentren Europas. Die Suche nach der Aventiure und die Hervorhebung der persönlichen Ehre im idealisierten ritterlichen Sinne stellen wie bei vielen Zeugnissen der ritterlichen Welt imSpätmittelalter zentrale Punkte dar. Diese Betonung des tradierten idealisierten Rittertums steht im Kontrast zu einem Wandel der Bedeutung und des Selbstverständnisses gerade des niederen Adels.Wurde in der älteren Forschung die Idealisierung und Betonung des Ritterlichen im ausgehenden Mittelalter als Reaktion auf den wirtschaftlichen, sozialen und militärischen Niedergang des Adelsverstanden, so sieht die jüngere Forschung die Krise des Rittertums im ausgehenden Mittelalterdeutlich differenzierter. In Georg von Ehingens 'Reisen nach der Ritterschaft' ist die ambivalenteSituation eines niederadligen Ritters im 15. Jahrhundert deutlich zu erkennen: Er verbindet die literarische Tradition des Rittertums mit den neuen Einflüssen seiner Zeit und seinen persönlichenErlebnissen. Ruhm und Ehre stellen während des gesamten Mittelalters das erstrebenswerteste Zielfür einen jungen Adligen dar. Die ritterlichste Form, seine Ehre und seinen Ruhm zu steigern, war der Kampf und Sieg gegen einenebenbürtigen Gegner. Der Zweikampf ist ein wichtiges Element im Selbstverständnis des mittelalterlichen Ritters.