Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Pädagogik - Wissenschaft, Theorie, Anthropologie, Note: 1,3, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Pädagogisches Institut), Veranstaltung: MS Anthropologie II, 11 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: In den letzten Jahren ist gerade das deutsche Schulsystem vor allem durch die Ergebnisse der Pisa- Studien zunehmend in Kritik geraten. Um ihren Kindern einen besseren Bildungsweg zu ermöglichen und ihnen somit auch höhere Chancen für das spätere Berufsleben zu eröffnen, suchen immer mehr Eltern nach einer Alternative zu den staatlichen Gymnasien, Haupt- und Realschulen. Eine Alternative bieten die Waldorfschulen, die in der Öffentlichkeit häufig polarisieren. Sie werden von ihren Befürwortern in den höchsten Tönen gelobt, als das einzig wahre Schulkonzept propagiert und gleichzeitig von einem großen Teil der Bevölkerung mit Vorurteilen konfrontiert und kategorisch abgelehnt.Eine Schule ohne Zensuren und ohne Sitzenbleiben wird in einer Gesellschaft wie der unsrigen, in welcher das gesellschaftliche Handeln durch universalistische Wertorientierungen sowie durch das Leistungsprinzip gekennzeichnet ist, nur schwer ernst genommen. Dass sich in solch einer Schule wirkliche Lernerfolge erzielen lassen, bezweifeln Viele. Auch die Annahmen, dass in Waldorfschulen mehr gespielt als gelernt bzw. gelehrt wird und dass dort der Unterricht in runden Räumen ohne Ecken oder gar nur in der freien Natur stattfindet, zählen zu den gängigen Vorurteilen gegenüber Waldorfschulen. Die meisten Vorurteile bestätigen sich allerdings bei einer Auseinandersetzung mit dem Konzept der Waldorfschulen nicht. Somit stellt sich die Frage, inwiefern sich das Konzept der Waldorfpädagogik von dem anderer Schulen unterscheidet und welches Menschenbild diesem Konzept zugrunde liegt. Die Anthroposophie Rudolf Steiners bildet die Grundlage der Waldorfpädagogik. Aus ihr leiten sich sowohl der Lehrplan als auch die verwendeten Methoden ab. Zunächst möchte ich mich den Fragen widmen, was genau unter Anthroposophie verstanden wird und wo die Ursprünge dieses Begriffes zu suchen sind.Daraufhin soll das anthroposophische Menschenbild in Bezug auf die Entwicklung und die vier Wesensglieder des Menschen sowie auf die Temperamentenlehre nach Steiner und die zentrale Vorstellung von Reinkarnation und Karma dargestellt werden.Darauf Bezug nehmend werden die Besonderheiten der Waldorfschulen vor allem in den Bereichen des künstlerischen, religiösen und fremdsprachlichen Unterrichts aufgezeigt und erklärt. Neben den Besonderheiten im Lehrplan, sollen auch die Rolle des Lehrers und die Versetzungs- und Bewertungsregeln in Waldorfschulen erläutert werden.Abschließend geht es um eine kurze kritische Auseinandersetzung mit dem Konzept der Waldorfpädagogik und ihrer anthroposophischen Grundlagen sowie um eine persönliche Einschätzung der Thematik.Meine Arbeit kann als Versuch einer Zusammenfassung bzw. eines Überblicks über die komplexe Thematik des anthroposophischen Menschenbildes als Grundlage der Waldorfpädagogik verstanden werden.