Examensarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Neueste Geschichte, Europäische Einigung, Note: sehr gut, Ruhr-Universität Bochum (Historisches Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: Im Alter von 100 Jahren erlebt Leni Riefenstahl heute eine unerwartete Renaissance. In aller Welt werden ihre Fotos ausgestellt, zahlreiche Bücher über ihr Leben sind Kassenerfolge. Sogar Hollywood entdeckt die Regisseurin für sich und will ihr Leben verfilmen. Ist nun endlich das eingetreten, was sie Jahre lang gefordert hat? Man solle sie nur als Künstlerin sehen, mit Politik habe sie nie etwas zu tun gehabt. Das verkündet sie heute ebenso wie 1945.Die Frage danach, ob die populäre und vielseitige Frau nur ein verführtes Talent ihrer Zeit gewesen ist oder ob sie bewusst propagandistisches Filmmaterial produziert hatte, wird wohl nie eindeutig geklärt werden können. Unbestritten hingegen bleibt, dass es Leni Riefenstahl gelang, ein gewaltiges künstlerisches Potential in beeindruckenden Werken umzusetzen, die heute ebenso begeistern wie vor gut 60 Jahren.Leni Riefenstahl ist zweifelsohne eine der meist diskutierten, angefeindeten aber auch beachteten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Sich von ihr ein Bild zu machen, setzt neben einer großangelegten Lesetätigkeit die historische Aufarbeitung der von Leni Riefenstahl u.a. in ihren Memoiren veröffentlichten Aussagen voraus. Die immer auf ein Neues kursierenden Gerüchte über ihre Person müssen wie das von ihr propagierte Weltbild analysiert werden, indem man vergleichend ein Grundlagenwissen der Ästhetik des Films des Zeitraums 1930 bis 1950, sowie der Fotografie seit den 70er Jahren hinzuzieht.In Anbetracht der vielfältig geführten Diskussion um Leni Riefenstahl wird es auch mir im Rahmen einer Staatsarbeit nicht gelingen, alle Fragen zu beantworten, doch werde ich versuchen, verschiedene in der öffentlichen Diskussion aufgeworfene Interpretationsansätze zu verfolgen und vergleichend darzustellen.Ich möchte nachvollziehen, wie sich das Bild Leni Riefenstahls in den Medien im Laufe von 60 Jahren so weit verändern konnte, dass im Jahre 2001 im Taschen-Verlag ein Taschenkalender mit unkommentierten Fotos aus dem Film Triumph des Willens und ein Bildband mit einem Querschnitt durch ihr Lebenswerk erscheinen konnte. Allein diese Tatsache legt die Frage nahe, wie sich das Bild der Künstlerin in der Öffentlichkeit derart verändern konnte und welche Faktoren den Wandel in der Rezeptionsgeschichte eingeleitet haben.[...]