Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Psychologie - Klinische u. Gesundheitspsychologie, Psychopathologie, Note: keine, Freie Universität Berlin (Psychologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Bis vor drei Jahrzehnten war man davon überzeugt, dass Depression bei Kindern undJugendlichen nicht existiert oder nur sehr selten auftritt. Wenn sie überhaupt nicht existiert,nahm man an, dass es sich dabei um vorübergehende Erfahrungen handelt, die mit demnormalen Entwicklungsprozess zusammen hängen. (Essau, 2002, S.11)In den späten siebziger und frühen achtziger Jahren trat mit den ersten ernst zu nehmendenStudien über Depressionen bei Kindern und Jugendlichen eine Wende ein, die die zäheVorherrschaft des Dogmatismus, dass nicht ist, was nicht sein darf, beendete. Vor allem nachpsychodynamischen Modellvorstellungen war die Existenz von Depressionen bei Kindernindiskutabel, da das Über-Ich, das bei Kindern erst in der Entwicklung begriffen ist, einezentrale Rolle bei der Entwicklung einer Depression spiele. Depressive Störungen im KindesundJugendalter wurden generell als Entwicklungsschwierigkeiten eingestuft. Kinder undJugendliche weisen jedoch in den meisten Fällen eine ähnliche, wenn nicht vergleichbarePsychopathologie wie Erwachsene auf, so dass man kaum - wie einst - von larviertenDepressionen sprechen kann. Da mag es auch nicht verwundern, dass die Aufmerksamkeitgegenüber depressiven Symptomen im frühen Lebensabschnitt während der letzten Jahreenorm zugenommen hat und auch vermehrt literarische Zeugnisse über depressiveErscheinungsbilder bei Kindern und Jugendlichen, sogar aus der Antike, zutage treten.Mit dem DSM-III (1980) stieg die Zahl der diesbezüglichen Untersuchungen aufgrund deswachsenden Interesses an diesem neu aufgeschlossenen Themenbereich rapide an. Allgemeineund bis heute bestätigte Befunde sprechen dafür, dass depressive Störungen Erwachsener inden meisten Fällen in der Jugend bzw. Kindheit wurzeln, dass also frühe depressive Episodendie Wahrscheinlichkeit für eine spätere Depression erhöhen. Wie Nissen schreibt, ist dieDepression, ganz gleich, ob psychopathologische, lerntheoretische, humangenetische odermetabolische Entstehungshypothesen herangezogen werden, eine Krankheit, die schon imKindesalter latent, als ,Keim', als ,Vorform' oder als ,Struktur' vorhanden ist. (Nissen, 2002,S.198)Häufig wird die Depression als die gewöhnliche Grippe der Psychopathologie bezeichnet.Und nach Ansicht vieler Autoren befinden wir uns momentan im Zeitalter der Melancholie. [...]