Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich VWL - Internationale Wirtschaftsbeziehungen, Note: 2.3, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Sprache: Deutsch, Abstract: 1 Einleitung Im Jahr 1993 setzte der Europäische Rat in Kopenhagen bestimmte Maßnahmen mit politischem und ökonomischem Charakter fest, die für zukünftige und potenzielle Beitrittskandidaten der Europäischen Union (EU), Geltung haben sollten. Diese Bestimmungen verpflichteten die Bewerberstaaten verstärkt Reformen durchzuführen und bezweckten dadurch einen sozialen, politischen und ökonomischen Fortschritt. Damit wollte man die Annäherung mit den bestehenden Mitgliedstaaten der EU erreichen. Diese Bedingungen sind heute als die Kopenhagener Kriterien (KK) bekannt. Gegenwärtig stellt die Türkei das beste Beispiel für einen solchen Staat dar, dessen Erfüllung der Kriterien für die europäische Zukunft des Landes von entscheidender Bedeutung ist. Seit dem Vertrag von Ankara im Jahr 1963 aspiriert das Land die Integration in die EU. Aufgrund der Einführung von Neuregelungen, der Nichterfüllung geltender Bedingungen oder mangelnder Reziprozität auf beiden Seiten, erlebte die Beziehung zwischen der EU und der Türkei in diesem Prozess Hoch- und Tiefpunkte. Als im Dezember 1997 beim EU-Gipfel in Luxemburg der Antrag der Türkei auf offizielle Kandidatur nicht berücksichtigt wurde, folgte seitens der türkischen Regierung unmittelbar die Einstellung aller politischen Gespräche mit der EU. Aus dieser Zeit stammt auch das Sprichwort Go to Hell, Europe!. Inzwischen gibt es in der Türkei eine neue politische Führung, die intensive Reformen durchführt und den Eintritt in die Europäische Gemeinschaft weiterhin anstrebt. Trotz der Wirtschaftskrise und dem generellen Wachstumsrückgang in Europa verbesserte sich die ökonomische Lage in der Türkei sehr schnell. Heute zeichnet sich das Land durch eine dynamische Wirtschaft und einen stetig steigenden geopolitischen Einfluss in der Region aus. Aus diesem Grund ist die Untersuchung der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes unter Berücksichtigung der KK von besonderer Relevanz. Die vorliegende Arbeit untersucht wie sehr sich die Türkei ökonomisch in den letzten Jahren entfaltet hat und welche Rolle wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Entwicklung des Landes beigetragen haben. In den weiteren Kapiteln werden chronologisch die zentralen Aspekte der Beziehungen zwischen der Türkei und EU seit dem Ankara-Vertrag untersucht und die wirtschaftlichen Kopenhagener Kriterien als Hauptbestandteil des Verhandlungsrahmens für eine Integration erläutert.