Willy Seidel
Alarm im Jenseits
Im Bankenviertel gibt es eine fürnehme Seitenstraße, und in dieser steht eingeklemmt ein Haus
Ebook (EPUB Format)
Willy Seidel war ein jüngerer Bruder von Ina Seidel und ein Neffe von Heinrich Seidel. Sein Vater war praktischer Arzt. 1895 zog die Familie von Braunschweig nach Marburg und von dort nach dem Tode des Vaters 1897 nach München. Dort besuchte Willy Seidel das Maximilian-Gymnasium. Nach dem Abitur studierte er an den Universitäten in Freiburg/Breisgau, Jena, Marburg und München; nach fünf Semestern Biologie und Zoologie wechselte er zur Germanistik. 1911 promovierte er in München mit einer Arbeit über Theodor Storm zum Doktor der Philosophie. Hier ein Auszug aus seinem Roman Alarm im Jenseits: Im Bankenviertel gibt es eine fürnehme Seitenstraße…
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Beschreibung
Willy Seidel war ein jüngerer Bruder von Ina Seidel und ein Neffe von Heinrich Seidel. Sein Vater war praktischer Arzt. 1895 zog die Familie von Braunschweig nach Marburg und von dort nach dem Tode des Vaters 1897 nach München. Dort besuchte Willy Seidel das Maximilian-Gymnasium. Nach dem Abitur studierte er an den Universitäten in Freiburg/Breisgau, Jena, Marburg und München; nach fünf Semestern Biologie und Zoologie wechselte er zur Germanistik. 1911 promovierte er in München mit einer Arbeit über Theodor Storm zum Doktor der Philosophie. Hier ein Auszug aus seinem Roman Alarm im Jenseits: Im Bankenviertel gibt es eine fürnehme Seitenstraße, und in dieser steht eingeklemmt ein Haus, das wohl um 1800 herum entstanden ist. Es hat eine Fünffensterfront nach Norden. Es ist sehr reserviert, dies Haus. Vom 1. Stock ab ist es stilrein; unten jedoch gähnt ein mit Firmenschildern gepflasterter Toreingang zu einem Hinterhof, wo es nach Hotelküchenmüll und Benzin duftet, denn dort hat sich die Filiale einer Auto- und Motorradfabrik eingenistet. So ist das Haus im Erdgeschoß eine Hölle von Gerüchen und Geräuschen. Sein Bauch ist geschändet: - durchtobt von neuzeitlichem Geknatter und dem Eilmarsch kolonnenhaft hindurchströmender Bureaufiguren, die es einsaugt und ausspeit . . . Klettert man aber im Hof die schmale Treppe zum ersten Stock hinauf, so versinkt das alles hinter einem wie ein wüster Traum. Man sieht eine vergitterte Glastür und daran - Spaß beiseite - einen Klingelzug. Man setzt ihn in Bewegung. Es scheppert umständlich in eine Stille hinein, in der es von Anno 1800 gemunkelt hat noch Sekunden, bevor du kamst. Diese hundertdreiundzwanzigjährige Stille hält erschrocken den Atem an und gebiert dann, wenn du Glück hast, in entlegener Ferne so etwas wie einen schlürfenden Schritt, der näher und näher kommt . . . Ein Schatten erscheint hinter dem Milchglas, ein verkrümmtes Skelett; spärliche Regsamkeit raschelt an klirrenden Riegeln, und unter dürrem Hüsteln entpuppt sich ein von fünfundsiebenzig Lenzen belastetes Frauenzimmer und sieht dich aus wäßrigblauen Hundeaugen schier vorwurfsvoll an . . .Das ist die alte Afra, ein mit Isarwasser getauftes, vom Glück von jeher gemiedenes Wesen. Sie schnupft auf und sucht das Geräusch, das dabei entsteht, mit ihrer lachsfarben verbrühten Hand abzudämpfen. Sie merkt, daß sie die Resonanz nur verstärkt, und senkt die zerarbeitete Hand in die Schürzenfalte. Es ist große Resignation in dieser Geste. Gebeugt steht sie da und glotzt, ohne eine Spur von Neugier. Sie hört dein Begehren an mit der stupiden Devotion eines bezahlten Klageweibes, dem Mangel an Beschäftigung die Kehle rosten und das Hirn erschlaffen ließ. Es ist keine Flunkerei: es gibt noch greise Faktota - trotz unserer selbstgefälligen Schnellebigkeit - die wie beseelte Möbelstücke wirken, zierhaft dastehen in aller Abgewetztheit, und an die man sich lehnen möchte im Gefühl, sie müßten anfangen leise zu knirschen . . .Ah . . ., sagt sie endlich, und es dämmert ihr, daß sie mich schon einmal erblickt haben müsse. Zum Einheitsbild verschmolzen, kehren in ihren ausgebleichten Augen meine fünf Doppelgänger wieder, die jedesmal dasselbe Begehren hatten und dieselbe sture Geduld. - Ich bin der Herr mit der Wohnung.Ich raffe den ermatteten Rest meiner Energie zusammen und sage, mit dem Zeigefinger das Skelett bedrohend, sehr laut:Aber heute ist es mir zu dumm, Fräulein Afra....
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Produktdetails
- ISBN: 978-3-7427-6621-2
- EAN: 9783742766212
- Produktnummer: 24996289
- Verlag: neobooks Self-Publishing
- Sprache: Deutsch
- Erscheinungsjahr: 2017
- Seitenangabe: 75 S.
- Plattform: EPUB
Über den Autor
Autor
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