Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Universität Karlsruhe (TH) (Institut für Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Autobiographik im 20. Jahrhundert, 25 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Bereits kurz nach dem Erscheinen von Montauk 1975 verfügte das Archiv des Suhrkamp-Verlages über mehr als 200 Rezensionen, die fast alle um ein Thema kreisten: Ist Montau keine Erzählung oder eine Autobiografie? Ist es Fiktion oder Faktizität, Literatur oder Leben? Je nach Beantwortung dieser Frage fiel auch das Urteil der Rezensenten aus. Wer den Text als Fiktion las, war begeistert von der komplexen Erzählstruktur und den literarischen Reminiszenzen. Wer ihn als Nicht-Fiktion las, war beschämt über die Offenheit des Autors bei Themen wie Sex, Abtreibungen und Liebesbeziehungen.Die vorliegende Hausarbeit möchte vor allem der Frage nachgehen, ob es sich bei Montauk um eine Autobiografie, eine Erzählung oder eventuell eine Mischform handelt. Dazu soll zuerst auf die Fiktionalitätskonvention und den im Vorwort mit dem Leser geschlossenen autobiografischen Pakt eingegangen werden, die sich noch vor Beginn des eigentlichen Textes gegenüberstehen und für Verwirrung sorgen. Eine Autobiografie ist immer ein Grenzgänger zwischen Wirklichkeit, literarischem Konstrukt und Fiktionalität, aber ist Montauk überhaupt als Autobiografie zu lesen? Dieses Spannungsverhältnis zwischen literarischer Konstruktion und autobiografischer Authentizität auf der einen Seite und Erinnerung und Augenblick auf der anderen Seite soll in einer differenzierten Analyse an Hand von Zitaten belegt und näher erläutert werden. Ergänzend dazu sollen kurz die variierenden Erzähler-Positionen, Max Frischs Gesamtwerk und seine Poetologie in die Interpretation mit einbezogen werden, um abschließend zu einer Beurteilung des Textes zu gelangen. In dieser Beurteilung soll herausgestellt werden, dass Montauk nicht als Autobiografie im ursprünglichen Sinn gelesen werden kann. Max Frisch treibt in Montauk die auch in älteren Werken bereits entfaltete Vermischung von Leben und Werk auf die Spitze, so dass es an Hand objektiver Kriterien kaum möglich ist, den Text definitiv einer Gattung zuzuordnen. Jedoch lässt sich sagen, dass das autobiografische Material, das eindeutig vorhanden ist, so bearbeitet wird, dass Erfahrung sich in Erfindung umsetzt1, Leben in Fiktion transformiert wird. Deshalb vertritt die vorliegende Hausarbeit auch den Ansatz, dass Max Frisch in Montauk mit dem Leser spielt, indem er ihm wahre Fiktion präsentiert.