Die in Mystik im Kontext aus den vergangenen zehn Jahren versammelten Studien entspringen einer doppelten Intention der mystischen Texte selbst. Diese sind zunächst nicht denk- und deutbar ohne ihre religiösen Einbettungen in bekenntnishaft-rituelle, glaubensmäßig-spirituelle, konkret-soziale und existentielle Lebens- und Denkformen, denen gegenüber sie sich zustimmend oder ablehnend verhalten. So oder so hat die mystische Erfahrung einen Gegenstand (und sei es das genauer zu deutende ,Nichts' Gottes selbst). All das bildet den mehr oder weniger bestimmenden religiös-,konfessionellen' Kontext. Ihn bei der Deutung von mystischen Texten zu vernachlässigen kann verheerend sein, weil dabei Selbstverständlichkeiten missdeutet oder Gesten des Protests gegen die kirchlich-religiöse Institution übersehen werden können. Sodann sind mystische Texte in der Exklusivität, mit der sie unvordenkliche Einheiten mit dem Absoluten beschwören - auch wenn die Vereinigung personal gedacht wird! - letztlich doch an einer eigenschaftslosen, jenseits aller Mannigfaltigkeit situierten Einheit orientiert. Sie kann sich in Widerspruch und Zustimmung zum Bestehenden artikulieren. Diese Spannung zwischen religiöser Institution und Durchbruchsintention des Erfahrenden in seiner auf Einheit gerichteten mystischen Intention macht den - auch literarischen Reiz - der immer an der Grenze agierenden mystischen Rhetorik aus.Aus dem InhaltMYSTIK IM SPANNUNGSBEREICH VON SPRACHE, LITERATUR UND KUNST1. Wozu Mystik erforschen?2. Das Eine3. Gottesnamen4. Unio mystica. Geschichte eines Begriffs5. Das Wechselverhältnis von Literatur und Religion im Mittelalter6. Rhetorik und Mystik7. Mystik und Literatur8. Das Nichts Gottes und seine Sprengmetaphorik9. Unsichtbares sichtbar machen - christlich-mystische Bildtheorie10. Schöpfung - mystisch11. Unähnliche Ähnlichkeiten und die Allmacht der Kunst12. Mystische EschatologieMYSTIKTHEMEN IN ZEIT UND RAUM1. Christliche Introversion2. Gottesfreundschaft3. Meister Eckharts Predigt 12: Qui audit me4. Nichtsspekulation der rheinländischen Mystik5. Nonnenviten6. Christina mirabilis: Geschichte und Fiktionalität in mystischen Texten7. Nikolaus von Kues in der traditio sapientiae8. Nikolaus von Kues als mystischer Theologe9. Nikolaus' von Kues Konzept der Paradiesesmauer10. Sehen als Paracelsus' dynamische Sinndimension11. Mystische Texte lesen12. Teresa von Ávila - Subjektivität und Mystik13. Jan von Ruusbroec14. Hadewijchs poetische Botschaft: Zum Werk der niederländischen Mystikerin15. Daniel Czepko von Reigersfeld16. Angelus Silesius - Arzt und Mystiker17. Weisheitliche Wege der christlichen Mystik18. Die Verständlichkeit mystischer Erfahrungen19. Fritz Mautners und Paul Valérys Auffassung einer gottlosen Mystik20. Nichts im Gedicht21. Zen und der Westen22. Roland Barthes' ,Neutre' - auch ein mystisches Verfahren23. Mystik heute