Examensarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Pädagogik - Allgemein, Note: 2,0, Universität Kassel, 69 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: [...] Denn wer nicht lesen und schreiben kann, verfügt nicht über die einfachsten Grundfertigkeiten und wird oftmals als Dummkopf abgewertet. Dies wird durch die Tatsache unterstützt, dass der Großteil funktionaler Analphabeten entweder einen Hauptschul- oder einen Sonderschulabschluss haben. Dass solche Annahmen höchst eindimensional sind, soll in dieser Arbeit näher ausgeführt werden. Die Biographieanalysen funktionaler Analphabeten zeigen, dass Schulpflicht und Analphabetismus in Deutschland keinen Widerspruch darstellen. Hierzulande hat man es mit einem Ursachengefüge zu tun, das neben individuellen Faktoren schulische, familiäre und soziale Faktoren einschließt, die sich ihrerseits wiederum wechselseitig bedingen. Die Ursachen für die Entstehung von Analphabetismus sind überwiegend multikausal und nicht auf einen Umstand zurückzuführen. Fördermaßnahmen für Erwachsene gibt es seit ca. 25 Jahren; Analphabetismus wurde als bundesrepublikanische Wirklichkeit erkannt und angegangen. Zu Beginn hatte man keine Erfahrung im Schriftspracherwerb erwachsener Analphabeten, weshalb auf Methoden des Anfangsunterrichts zurückgegriffen werden musste. Diese Methoden wurden jedoch bald an die Lebenswelt der erwachsenen Lerner angepasst. Neben der Erwachsenenbildung, die an den VHS-Kursen stattfindet, hat sich bisher noch kein nachhaltiges schulbegleitendes Konzept zur Prävention von Analphabetismus durchgesetzt. Vielmehr sind die gesamten Förderkonzeptionen so angelegt, dass sie erst greifen, wenn es bereits zu spät ist. Den hier aufgeworfenen Fragen soll im Folgenden nachgegangen werden. In Kapitel zwei werden die in der Literatur vorgefundenen Begriffsdefinitionen erläutert und gegeneinander abgegrenzt. Kapitel drei befasst sich mit der Entdeckung von Analphabetismus in Deutschland und dessen quantitativen Ausmaß. Dazu werden die PISA- und die IALS-Studie erläutert, die quantifizierte Aussagen über die Lesekompetenz der Deutschen treffen und diese in einen internationalen Kontext stellen. Kapitel vier unternimmt eine Ursachenanalyse des Phänomens Analphabetismus; dabei werden die Sozialisationsinstanzen Familie und Schule betrachtet, um darzustellen, welche Probleme den Analphabetismus begünstigen können. Kapitel fünf stellt mögliche Alltagstrategien funktionaler Analphabeten dar und zeigt auf, wie es möglich ist, dass Analphabeten weitestgehend unentdeckt leben können. [...]