Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universität Regensburg (Philosophische Fakultät (Germanistik)), Sprache: Deutsch, Abstract: I. EinleitungZum Forschungsstand bzw. zur Sekundärliteratur ist zu vermerken, dass vorgefertigte Interpretationen als auch weiterführende Sekundärliteratur, die sich explizit mit Gottfried August Bürgers Gedicht An die Menschengesichter auseinandersetzt, nicht vorliegen, d.h. fortan will ich versuchen, den Text sowohl in Zusammenhang zu anderen Gedichten des Autors zu stellen, eventuelle gattungs-oder epochentypische Merkmale bzw. Motive herauszuarbeiten und daneben nicht zuletzt anhand eigener interpretatorischer Ansätze Erkenntnisse aus dem Text selber zu ziehen, wobei ich mir der Tatsache bewusst bin, dass derartige Erkenntnisse nicht von allen, die sich wissenschaftlich mit poetischen Texten befassen, geteilt werden. Die Entstehung des Werkes selbst ist auf das Jahr 1778 datiert, der vorliegende Text in der uns vorliegenden Fassung geht auf einen Druck im Jahr 1789 zurück, erschienen im selben Jahr in der zweiten Bürgerschen Gedichtsausgabe. Bei dem folgenden Versuch einer Interpretation will ich mich im Wesentlichen auf den Textinhalt beschränken, formale Aspekte will ich lediglich, sofern nicht nötig bzw. der Untermalung des Inhaltes verdeutlichend, einer untergeordneten Betrachtung zukommen lassen. Gerade die Liebeslyrik des Sturm und Drang-Poeten G. A. Bürger wird wissenschaftlich immer wieder in eine Linie zu stellen versucht mit subjektiven Erfahrungen des Dichters, der unter seinen schärfsten Kritikern noch zu dessen Lebzeiten als Bigamist verrufen war.1 Darüber hinaus zeigt ein Teil seiner Liebeslyrik frivole, obszöne oder gar pornographische Ansätze, was in der strengen Moral des Bürgertums Widerstreben auslöste.2 Dennoch will ich versuchen - soweit möglich - subjektive Erfahrungen des Dichters außen vor zu lassen, um die poetische Wahrheit in erster Linie im Werk und weniger in biographischen Daten und Anmerkungen zu suchen. Vorneweg sei angemerkt, dass das fortan im Mittelpunkt der Beleuchtung stehende Bürgersche Gedicht den Titel An die Menschengesichter trägt, ein Titel, mit dem der Leser sofort eine Briefanrede assoziiert. Der Text selber beinhaltet wenige briefartige Elemente, eher ist der Gedichtstitel zu werten als eine Adressierung an die zeitgenössische Gesellschaft, die dem lyrischen Ich ungewogen ist aufgrund dessen sexueller Exzesse, wie der Text es vermuten lässt. In Bitten und Appellen versucht das lyrische Ich,...