Essay aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Geowissenschaften / Geographie - Phys. Geogr., Geomorphologie, Umweltforschung, Note: 5,5 (CH), Universität Basel (Geographisches Institut: Abteilung Physiogeographie und Landschaftsökologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Das Gebiet von Angkor befindet sich rund 20 km nördlich des fischreichen Tonle-Saps, des grössten Süsswassersees Südostasiens, im heutigen Kambodscha und umfasst rund 3000 km2. In der Zeit zwischen dem 8. und dem frühen 16. Jhdt. war Angkor Sitz unter verschiedenen Dynastien Hauptstadt des Khmer-Königreiches, welches zu seiner Blütezeit über weite Teile des südostasiatischen Festlands herrschte. Sämtliche heute noch erhaltenen rund 100 Tempel, 80 Strassen und Kanäle sowie zwei grosse und mehrere Tausend kleine Bassins wurden zwischen etwa 800 und 1220 errichtet, obwohl diese Zeit von ununterbrochenen und zum Teil heftigen inneren und äusseren Unruhen geprägt war. Deren Ende markiert ein Bruch, nach welchem nur noch Gebäude aus Holz errichtet wurden, die heute nicht mehr erhalten sind. Das Khmer-Reich wich allmählich der militärischen und wirtschaftlichen Konkurrenz durch das neu gebildete Königreich Siam und Phnom Phen verschwand im 16. Jhdt. in Bedeutungslosigkeit. Der Niedergang der Metropole blieb lange Zeit ein Mysterium, das immer noch nicht als endgültig geklärt gilt. Davon zeugt auch die lange Liste an Erklärungsversuchen, welche im Laufe der Zeit aufgegriffen wurden, wobei besonders Naturkatastrophen-Szenarien vom Erbeben über die Sintflut bis zu einem dramatischen Klimawandel die Phantasien der frühen Forscher beflügelten. Letztere sahen immerhin bereits einen Landnutzungswandel als unmittelbare Ursache für den Kollaps Angkors nach 1220. Massive Veränderungen der landwirtschaftlichen Leistungsfähigkeit scheinen seither in der Forschung weitgehend unbestritten gewesen zu sein, während es für deren mittelbare Ursache auch heute noch neben zahlreichen eher kulturhistorischen verschiedene naturwissenschaftlich-geographische Erklärungsansätze gibt. Bis in die 1990er Jahre beschränkte sich ein Grossteil der wissenschaftlichen Untersuchungen auf die Tempel, während deren grossflächiges Umland vernachlässigt wurde. Danach rückten bereits in den 1950ern entstandene Theorien in den Vordergrund, welche sich mit einem Versagen des ausgedehnten Bewässerungssystems beschäftigen, welches die Ruinen umgibt. Erst der Einsatz von Fernerkundung und GIS erlaubten in den letzten Jahren die flächendeckende Kartierung des Gebiets. Dabei kamen unzählige zuvor unentdeckt gebliebene Strukturen zutage, welche Theorien stützen, die eine selbstverschuldete Umweltdegradierung als Ursache anführen.