Diplomarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Theologie - Historische Theologie, Kirchengeschichte, Note: sehr gut, Karl-Franzens-Universität Graz (Institut für Ökumenische Theologie, ostkirchliche Orthodoxie und Patrologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Christus nachfolgen heißt mit ihm überall dorthin gehen, wo auch er hingeht. Christusnachfolgen heißt manchmal auch mit ihm in die Wüste gehen. Hitze und Kälteauszuhalten aber auch nächtens von der staunenswerten Schönheit und Klarheit desSternenhimmels ergriffen zu werden.Als ich das erste Mal von den Wüstenvätern hörte, ohne zu wissen, daß es auchWüstenmütter gibt, erschienen sie mir noch als rohe, kantige und knorrigekoboldähnliche Wesen, die in rauher Umgebung lebten, voll Härte zu sich und ihrerUmwelt. Sie waren mir geradezu unheimlich, und übten zugleich eine Faszination aufmich aus, der ich mich kaum mehr entziehen konnte.Nach einiger Zeit, in der ich mich mit ihnen auseinandersetzte, zogen mich besondersihre große Nähe zu Christus und ihre unausschöpfbare Lebensweisheit in ihren Bann. Inder Beschäftigung mit den Vätern und Müttern der Wüste kristallisierte sich für michein neues Erscheinungsbild dieser geheimnisvollen Alten heraus, das mich mit großerAchtung und Ehrfurcht vor ihrem Leben erfüllt.Wie eine Glut, von der die Asche weggegeben wird, begann ihr Feuer für Christusvon neuem vor mir zu erstehen. Angefacht von ihrem Geist, begann ich allmählich denSinn ihrer Lebensweise zu erahnen. Je länger ich mich mit diesen lichterfüllten undzugleich so sehr der Erde verbundenen Menschen längst vergangener Zeit beschäftigte,desto mehr lichtete sich vor mir der Nebel des Unverständnisses und des Vergessens,der sich im Laufe der Jahrhunderte über sie gebreitet hatte. Nach und nach vermochteich die Gestalten der jungen Kirche klarer zu sehen, und die schemenhaften Umrissewurden zu farbigen Bildern. Reich an Lebenserfahrung, voll Weisheit, kraftvoll,faszinierend und erfüllt vom Geist Gottes. Wenn in der vorliegenden Arbeit Aspekte der geistlichen Begleitung bei den weisenVätern und Müttern der Wüste Ägyptens herausgearbeitet werden sollen, dann ist esauch in diesem Sinne zu verstehen. Es handelt sich lediglich um Aspekte, und es kannnicht von einem strukturierten Programm der Begleitung gesprochen werden.Die Weisheit der Alten ist so groß und ihre Theologie so facettenhaft wie die Vielfaltder Persönlichkeiten, so daß auch die Aspekte der geistlichen Führung kaumerschöpfend ausgelotet werden könnten. Es bleibt vieles bruchstückhaft und unvollkommen. In dieser Arbeit konnte aus der reichhaltigen Schatzkiste derchristlichen Tradition nur ein kleiner Teil der Kostbarkeiten gehoben werden. [...]