Auf den zweiten Blick

Hans-Jürgen Fischer, Jahrgang 1949, wächst als Staatenloser in Hannover auf. Mit 17 Jahren wird er Deutscher. Nach hartnäckiger Schulverweigerung verlässt er 1965 ohne Abschluss die Volksschule. Er bricht zwei Handwerkslehren ab, wird dann Seemann, Fabrikarbeiter, Soldat und Kraftfahrer. Mit vierundzwanzig Jahren schafft er den ersten Schulabschluss nach Abendkursen, es folgen Tischlerlehre und weitere Abschlüsse, die schließlich zum Studium berechtigen. Bei seiner Biografie und der Empathie für benachteiligte junge Menschen wird er konsequenterweise Sozialpädagoge. Über dreißig Jahre arbeitet er als Jugendzentrumsmitarbeiter, Jugendgerichtshelfer, Leiter eines Ferienlagers und Koordinator für Kinder- und Jugendarbeit.Erst mit fünfundvierzig Jahren entdeckt er für sich das biografische und kreative Schreiben für sich als Chance, Verdrängtes zu bearbeiten. Autobiografische Kurzgeschichten entstehen, Kindergedichte, Limericks, ein erster Roman. Veröffentlichungen in mehreren Anthologien folgen. Kurz vor dem Eintritt in den Ruhestand beginnt er 2011 ein Studium zum Schreibpädagogen (Biografisches und Kreatives Schreiben), das er im Januar 2014 mit dem Master of Arts abschließt. Seitdem leitet er Schreibwerkstätten für unterschiedliche Gruppen, in denen er stets das Kreative Schreiben mit politischem Anspruch verbindet. Derzeit entsteht ein weiterer Roman, in dem er die Geschichte seines Vaters erzählt, der als tschechischer Zwangsarbeiter in Nazi-Deutschland überleben musste.