Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Politik - Politische Theorie und Ideengeschichte, Note: 2,0, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (Institut für Politische Wissenschaft), Veranstaltung: Politische Theorien der Gerechtigkeit, 16 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Immer schon wurde über Gerechtigkeit gesprochen und gestritten. Als fundamentaler Reflexions- und Bewertungsbegriff für gesellschaftliche Zusammenhänge und politische Ordnungen war Gerechtigkeit immer gegenwärtig. In den letzten Jahren rückte der Begriff bei Bürgerinnen und Bürgern, in der Politik, in den Medien und in der Wissenschaft auf der Prioritätenliste so weit nach oben, dass er wahlentscheidend für die Regierung Schröder war. Mit der Rückkehr der Gerechtigkeit in das Interesse der Öffentlichkeit wurde sie im letzten Jahrzehnt aber auf Grund einer Vielzahl von sich unterscheidenden Auslegungen selber zum Gegenstand einer Auseinandersetzung. Dieser Streit führt zu einer Vervielfältigung von Gerechtigkeitsbegriffen. Die Tatsache, dass in modernen Gesellschaften kein Konsens über die Gerechtigkeit herrscht, birgt die Gefahr Gerechtigkeitsurteile in sozialen Auseinandersetzungen als eine Funktion der Interessensstandpunkte, als eine rhetorische Waffe in politischen Konfrontationen zu missbrauchen. Gerechtigkeitsurteile scheinen abhängig zu sein von einem pluralen Wertehorizont, der unvereinbare Maßstäbe für die Bestimmung des Gerechten formuliert. Allerdings lässt sich empirisch nachweisen, dass Akteure sehr wohl zwischen Interessen und der Gerechtigkeit von Verteilungsmustern, Entscheidungen oder Handlungen zu unterscheiden wissen und demnach auch ihre Gerechtigkeitsüberzeugungen vor Eigeninteresse zur Grundlage von Wahlentscheidungen machen können. Unplausible Privilegien und Vorrechte sind in differenzierten Gesellschaften angesichts gesellschaftlicher Modi operandi nicht zu rechtfertigen und werden schnell als ungerecht betrachtet. Daraus lässt sich aber schließen, dass es doch gemeinsame Prinzipien der Gerechtigkeit bei Bürgerinnen und Bürgern eines Staates geben muss. Die Politik und die Öffentlichkeit kann Meinung, Stimmung und die Einstellung der Gesellschaft in verschiedensten Themen auf vielfältige Weise beeinflussen. Auch auf die Diskussion der Gerechtigkeit kann Einfluss genommen werden. In heutigen Gesellschaften werden vielleicht deshalb nur wenige Gerechtigkeitsbegriffe und Ebenen diskutiert; es wird hauptsächlich über Verteilungsgerechtigkeit gestritten und der Blick der Gesellschaft ist auf den Unterschied zwischen Arm und Reich gerichtet. Andere Bereiche in denen Gerechtigkeit berührt wird, werden nur dann bearbeitet, wenn eine Ungerechtigkeit aus der privaten Sphäre an die Öffentlichkeit gelangt ist.