Aus der umfangreichen geisteswissenschaftlichen Hinterlassenschaft des nationalliberalen schlesischen Landeshistorikers Colmar Grünhagen (1828 - 1911) ragt seine 1890 und 1892 in Breslau erschienene zweibändige Darstellung der Geschichte Schlesiens unter Friedrich dem Großen auch mehr als hundert Jahre danach noch besonders hervor. Der langjährige Provinzialarchivar, a.o. Universitätsprofessor in Breslau, Geschichtsvereinsvorsitzende und Herausgeber der Zeitschrift des Vereins für Geschichte Schlesiens hat mit diesem Werk eine konzeptionell wohl durchdachte, klar gegliederte und nach wie vor sehr lesbare Synthese jener großen Zäsur und Umbruchszeit der schlesischen Geschichte im Übergang von der Habsburgerzeit zur preußischen Ära vorgelegt, die den damaligen Stand der Forschung vor der Jahrhundertwende, zu dem es selbst maßgeblich beigetragen hat, adäquat repräsentiert. Als Geschichtsschreiber Schlesiens, der sie Präferenz der meisten nationalliberalen Historiker des Zweiten Kaiserreichs für den kleindeutsch-preußisch geprägten Nationalstaat teilte, sah er seine Aufgabe darin, den Integrationsprozess des Oderlandes in den preußischen Staatsverband unter Friedrich dem Großen darzustellen. Dabei berücksichtigte er nicht nur die politische Geschichte, sondern nahezu alle Bereiche des geschichtlichen Lebens. Grünhagens mit viel Sympathie für die Bewohner Schlesiens, aber ebenso für den preußischen Monarchen geschriebenes Werk darf als reifste und abgeklärteste Arbeit dieses um die schlesische Geschichte hochverdienten, heute aber nahezu vergessenen Historikers gelten. Es verdient daher in jeder Hinsicht einen Nachdruck.***Among the rich intellectual legacy of the national-liberal Silesian historian Colmar Grünhagen (1828-1911), his two-volume portrait of the History of Silesia under Frederick the Great, first published in 1890 and 1892, remains particularly outstanding even after more than a century. The long-serving provincial archivist, university professor in Wroclaw, president of the historical association and editor of the Zeitschrift für die Geschichte Schlesiens presented in this work a well-conceived, clearly organised and - even today - highly readable synthesis of the great watershed and upheaval in Silesian history which marked the transition from the age of the Habsburgs to the Prussian era. It is also an appropriate representation of the contemporary state of research, to which the work itself contributed significantly, at the end of the nineteenth century. As an historian of Silesia who shared the preference of most national-liberal historians for a nation-state in the 'kleindeutsch'-Prussian mould, he saw it as his task to describe the process of integrating the Oder region into the Prussian confederation under Frederick the Great. In doing so he took into account not only political history but almost all areas of historical life. Grünhagen's work, written with great sympathy both for the people of Silesia and for the Prussian monarch can be seen as the most mature and enlightened work of an historian who served the cause of Silesian history well but is now almost forgotten. In every respect, this reprint is well deserved.