Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Geschichte - Weltgeschichte - Frühgeschichte, Antike, Note: 1,0, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (Geschichtswissenschaft), Veranstaltung: (J)/Iulisch-Claudische Dynastie, Sprache: Deutsch, Abstract: War Augustus im religiösen Bereich ein politischer Pragmatiker? Ein kalkulierender Stratege auf dem Weg zur unumschränkten Autokratie? Gar ein genialer Heuchler , der religio und pietas nur als Instrumente seiner Machtpolitik verstand? Oder war er doch der gottesfürchtige Friedensbringer, der sich nur zum Wohl und Erhalt des Staates wegen gegen die Mörder seines Vaters stellte und dem langen Bürgerkrieg durch den Sieg gegen Antonius ein Ende bereitete? Augustus also als konservativer Traditionalist, der nicht nur die Republik restaurierte, sondern auch den in Vergessenheit geratenen mos maiorum, die Sitten und Gebräuche der Älteren, die nebst der besonderen Gottesfürchtigkeit, einst den Aufstieg Roms ermöglicht hatten? Letzteres Bild propagiert der erste Princeps vor allen Dingen von sich selbst in der einzigen, uns von ihm übermittelten Schrift, dem Index Rerum gestarum. Diesen Taten- und Rechenschaftsbericht hatte Augustus an sein Testament angefügt, und er sollte nach seinem Tod zwei Pfeiler vor dem - ebenfalls von ihm selbst - erbauten Mausoleum schmücken. Durch Sueton erfahren wir an anderer Stelle, was Augustus damit ursprünglich bezweckte: Ich trachte danach, dass ich, solange ich lebe, von den Bürgern gemäß dem Vorbild dieser großen Männer beurteilt werde und ebenso die Kaiser der folgenden Generationen. Auch bei Tacitus findet sich, wenn auch indirekt, der Tatenbericht des Augustus wieder, so lässt er im ersten Buch seiner Annalen Befürworter und Gegner des Princeps, während dessen Leichenbegräbnis, beim Totengericht zu Wort kommen. Genau dort finden wir auch den Vorwurf, es sei nichts für die Verehrung der Götter übrig geblieben, da er [Augustus] in Tempeln durch flamines und im Götterbild verehrt werden wollte. In der Tat fällt das religiöse Phänomen des Herrscherkults, der im Laufe der Kaiserzeit an Intensität und Zulauf gewinnt , in die Zeit der augusteischen Restauration. Die Quellenlage zum frühen Kaiserreich, vor allem für den Zeitraum der iulisch-claudischen Dynastie und damit über die Errichtung des Prinzipats unter Augustus, ist vergleichsweise üppig und so stehen neben dem durch eine Abschrift erhaltenen Tatenbericht Res Gestae (Divi Augusti), die Werke von Historikern wie Tacitus, Cassius Dio, Livius, aber auch leider nur fragmentarisch erhaltenen Arbeiten, wie die des Appian oder Nikolaos von Damaskus, zur Verfügung. Dazu kommen(...)