Die nutzerzentrierte Produktentwicklung steht vor neuen Herausforderungen, da sich der bisherige Fokus einerbestmöglichen physiologischen Produkt-Zugänglichkeit zunehmend hin zu subjektiv wahrgenommenen Qualitätsaspekten verlagert. Trotz der bereits tiefgehenden Erkenntnisgrundlage anderer Forschungsdisziplinen über subjektive Wahrnehmung kann dieses Wissen in der Produktentwicklung bisher kaum abgerufen werden. Die existierenden Kommunikationsbarrieren zwischen der Produktentwicklung und jenen Disziplinen müssen also weiter abgebaut werden.Im Vordergrund dieser Forschungsarbeit steht daher die Frage, wie eine verständliche und anwenderfreundliche Adaption interdisziplinärer Kenntnisse im ingenieurtechnischen Kontext gelingen kann. So entsteht ein Instrument, das den Transfer externen Wissens über die subjektive Qualitätswahrnehmung in den Produktentwicklungsprozess ermöglicht und unmittelbare Handlungsempfehlungen für den Produktentwickler generiert. Es sensibilisiert für eine Berücksichtigung individueller subjektiver Qualitätsansprüche und schafft Transparenz über ihre Entstehung, Übertragung und Auswirkungen.ACADE (Approach for Computer Aided Design of Emotional impressions) zielt hierzu insbesondere auf die Theorie der Produkt-Persönlichkeits-Kongruenz ab. Diese besagt, dass sich Nutzer stets jene Produkte aneignen, die die eigenen subjektiven Lebenseinstellungen und Wertorientierungen am meisten repräsentieren. Aus dem Stand der Forschung sind hierzu verschiedene Wahrnehmungskategorien eines Produktes bekannt, die auf diese Nutzerpräferenz hin orientiert werden können. Die gezielte Variation der Gestaltmerkmale des Produktes und damit die Ableitung funktionaler Zusammenhänge zwischen Gestalt und Wahrnehmung ermöglichen eine Anpassung des Produkts an die subjektiven Qualitätsansprüche des Nutzers. ACADE stellt hierzu eine transparente Datenarchitektur und mathematische Algorithmen zur Erkenntnisgenerierung zur Verfügung. Ein einfacher Prozessablauf sowie eine integrierte Ergebnis-Verifikation erlaubt eine schnelle, verständliche und flexible Umsetzung von Gestaltungsoptimierungen in dieser Hinsicht. Zahlreiche unterschiedliche Anwendungsbeispiele aus Bionik, Medizintechnik oder Mobilität illustrieren bereits die Einsatzvielfalt und Erkenntnistiefe von ACADE. Seine Anwendung ermöglicht eine bewusste Produkt-Wertoptimierung anhand individueller subjektiver Nutzerbedürfnisse ebenso wie ein zielgerichtetes Portfolio- und Strategiemanagement.Die vorliegende Arbeit kann lediglich einen kleinen Beitrag zur Berücksichtigung subjektiver Qualität in der Produktentwicklung leisten und wirft daher in vielerlei Hinsicht wichtige Fragen auf. Für die Zukunft wird es daher wichtig sein, auf diesem Gebiet weitere Forschung zu betreiben.