Die Bewirtschaftung von Stieleichenbeständen mit dem Ziel hoher Wertschöpfung erfordert ihre sachgemäße waldbauliche Behandlung sowie überlegte Nutzungsentscheidungen in allen Bestandesentwicklungsphasen. Mit den Holzmesskundlichen und ertragskundlichen Hilfstafeln für die Stieleiche werden dafür einige wichtige Grundlagen und objektive Beurteilungs- bzw. Entscheidungskriterien vorgelegt.Die tabellarisch und graphisch aufbereiteten Hilfstafeln sind auf die neue Stieleichenertragstafel von Röhe, Lockow, Noack (2019) für das Nordostdeutsche Tiefland abgestellt, die basierend auf dem Produktionsziel Wertholz und einer darauf ausgerichteten waldbaulichen Behandlungskonzeption das Wachstum und Ertragsvermögen sowie die Nutzungsmöglichkeiten dieser forstlich bedeutsamen Lichtbaumart für den gesamten Produktionszeitraum quantifiziert.Beispielsweise lässt sich mit den in den Hilfstafeln enthaltenen unechten und echten Ausbauchungsreihen die individuelle Schaftkurve von Bestandesmittel- oder Bestandesprobestämmen sehr genau rekonstruieren, so dass in Abhängigkeit wahlweiser Mittendurchmesser, Mindestzopfstärken und Längenvorgaben verschiedene Holzsorten probeweise ausgehalten werden können, die nach Volumenberechnung und Multiplikation mit aktuellen Holzpreisen eine Entscheidung über die optimale Holzaushaltungsstrategie zulassen. Damit sind Ausbauchungsreihen eine effiziente Entscheidungshilfe bestandesindividueller Wertschöpfung.Volumentafeln, die den Inhalt von Einzelbäumen in Funktion des Brusthöhendurchmessers (d1,3 [cm]) und der Scheitelhöhe (h [m]) angeben, sind elementare Bausteine der Vorratsschätzung in Stieleichenbeständen. Da sowohl der Durchmesser als auch die Höhe leicht und genau ermittelt werden können, liefern die Volumentafeln unverzichtbare Daten für die Wirtschaftsführung.Einen Schwerpunkt der Hilfstafeln stellen die Durchmesserstrukturangaben dar, die die Verteilung der Stämme des verbleibenden Bestandes pro Hektar auf Stärkeklassen als Häufigkeits- und Summenhäufigkeitsverteilungen quantifizieren. Der in den d1,3-Häufigkeitsverteilungen angegebene Mitteldurchmesser (DGVB [cm]), der stärkste und der schwächste d1,3-Wert der jeweiligen Durchmesserverteilung sowie der Hälftespielraum, der die zentralen 50 % der Stammzahl enthält, besitzen bei Hiebsmaßnahmen als Kenngrößen einen Weiserwert. Hilfreich für Nutzungsstrategien können auch die graphischen Darstellungen der Stammzahlverteilungen vom stärksten Ende her (d1,3 größer als) sein. Ihnen lässt sich die Anzahl der Stämme pro Hektar entnehmen, die einen bestimmten Brusthöhendurchmesser (d1,3 [cm]) erreicht oder überschritten haben. In Verbindung mit einer einzelstammweisen Nutzung in älteren und hiebsreifen Beständen sind derartige Informationen besonders nützlich.Für die Nutzungsplanung und Einschätzung der Verwertungsmöglichkeiten des Holzes liefern die Derbholzvolumenangaben in den jeweils drei stärksten 5 cm- d1,3-Klassen der Summenhäufigkeitsverteilungen eine vor allem planungstechnische Entscheidungshilfe.Neu ist die Erfassung des Stockholzvolumens, das nach der Fällung von Stämmen im Bestand verbleibt. Der dafür benötigte Fällschnittdurchmesser und die Stockhöhe lassen sich leicht messen, so dass der Inhalt des Stockes mit der in den Hilfs-tafeln angegebenen Funktionsgleichung berechnet oder der Stockholztabelle entnommen werden kann. Die Kenntnis des Stockholzvolumens ist vorrangig für ökologische Fragestellungen nutzbar, so beispielweise zum Totholzvorkommen in Eichenbeständen.