Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Universität Karlsruhe (TH), 26 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Hausarbeit möchte sich mit der Darstellung der Verbrecher und Verbrechen des Nationalsozialismus in Heinar Kipphardts Drama Bruder Eichmann beschäftigen. Kipphardt begann sofort unter den Eindrücken des Eichmann-Prozesses 1961 mit der Konzeption des Dramas, beendete seine Arbeit daran allerdings erst im Jahr 1982 kurz vor seinem Tod. Bereits in dem 1965 erschienenen Stück Joel Brand. Die Geschichte eines Geschäfts taucht Adolf Eichmann als Antagonist der Hauptfigur auf. Kipphardt hat sich, besonders auch als Psychiater, über Jahrzehnte mit der Person Adolf Eichmann und dessen Charakter und Denkweise befasst. Dies ermöglichte es Kipphardt - je nach Zeitgeist - immer wieder neue Konzepte der Darstellung zu entwickeln. Während direkt nach dem Krieg Information und Aufklärung im Mittelpunkt stand, widmete sich die Holocaust-Dramatik mit der Zeit immer mehr ihrer Funktion als kulturelles Gedächtnis.Im ersten Teil dieser Hausarbeit soll auf die Konzepte der Darstellbarkeit von Verbrechen und Verbrechern des Nationalsozialismus eingegangen werden, die Kipphardt bei seiner Arbeit an Bruder Eichmann beeinflussten, und es soll gezeigt werden, wie er diese modifizierte. Mit dieser theoretischen Grundlage kann dann am Text die Darstellungsabsicht Kipphardts herausgearbeitet werden, die sich in zwei Schlagworten zusammenfassen lässt: Entdämonisierung und Enthistorisierung. Durch die Zerstörung der Legende vom Monster und Sadisten und die Darstellung der gewöhnlichen Seite Eichmanns, wird dessen eigentliches Verbrechen offenbart: seine extreme Funktionalität. Diese kann der Zuschauer dann auf der Gegenwartsebene der Analogieszenen wieder erkennen. So wird gezeigt, dass die Verbrechen des Nationalsozialismus keineswegs der Vergangenheit zugeordnet werden dürfen, sondern dass sich bei einzelnen Aspekten dieser Eichmann-Haltung eine sehr deutliche Verbindungslinie bis in die aktuellste Gegenwart ziehen lässt. Die heftige Kritik an Bruder Eichmann zeigte, dass sich viele dieser besonders persönlichen Art von Vergangenheitsbewältigung und Selbstkritik nicht unterziehen wollten. Mit dieser Erkenntnis wird deutlich, dass die Verhandlung und Darstellung des Holocausts nicht im Fokus des Stückes steht, auch wenn er in den Gesprächen als Thema stets präsent ist. Deshalb möchte ich zum Schluss nur kurz auf diesen Aspekt, der vor allen Dingen durch die Sprache transportiert wird, eingehen.