In den Sozial- und Kulturwissenschaften wissen wir noch wenig über Männer als individuelle und gesellschaftliche Wesen, obwohl die Wissenschaft traditionell männlich dominiert ist und meist unbewußt vom Männlichen als dem Allgemeinen ausgeht. Dieser schon länger verfügbare Befund der feministischen Wissenschaftskritik hat zwischenzeitlich zu einiger Anstrengung geführt, diese Wissenslücke zu füllen. (Müller, U. in Connell, R. 2000, S. 9)Mit diesen Worten kündigt Ursula Müller im Vorwort zu Robert W. Connells Der gemachte Mann - Konstruktion und Krise von Männlichkeiten Gegenstand und Inhalt des Buches an. Doch wie begründet sich diese männliche Dominanz in der Wissenschaft? Welche Folgen hat das für die Männer, die Gesellschaft im Allgemeinen und die Jugendarbeit im Speziellen? Wenn vom Mann im Allgemeinen ausgegangen wird, wieso definiert man Männlichkeit dann nicht kurzerhand über das Allgemeine?Dies sind nur wenige der Fragen, die Connell in seinem, mittlerweile als häufig zitiertes Standardwerk etablierten, Buch über das Konstrukt Männlichkeit stellt. Er spricht dabei von hegemonialer Männlichkeit und über die weitläufigen Auswirkungen, die diese auf jeden Menschen hat. Dass Frauen in vielen Bereichen des Lebens unterdrückt wurden und trotz immenser Bemühungen von feministischer Seite zum Teil auch noch werden, gilt gemeinhin als bekannt. Die These, dass auch die Geschlechtsgenossen der Unterdrücker von diesen unterdrückt werden, mag im ersten Moment stutzig machen.Connell versteht es in seinem Werk, diesen Umstand auf seine Ursachen hin zu prüfen, in seine Einzelteile zu zerlegen und mit dem Finger auf wunde Stellen zu deuten. Dabei wahrt er ein angenehmes Maß an Objektivität, weshalb auch die zynischsten Zweifler keinen Grund finden werden, das Buch als feministische Propaganda oder dergleichen abzutun. Der gemachte Mann deshalb jedoch gleich als absolute Wahrheit zu akzeptieren, sollte einem gebildeten, kritikfähigen Menschen fern liegen, sofern er es nicht auf Schwachstellen oder Ungereimtheiten hin geprüft hat. Demnach soll es Gegenstand dieser Arbeit sein, die Erkenntnisse Connells zu prüfen, differenten Ansichten gegenüberzustellen und so ein objektives, multiperspektivisches Fazit zu ermöglichen.